Die Faszination der Galopprennen erschließen Sie sich erst durch eine Wette. Als Zuschauer ist man damit aktiv eingebunden. Die Suche nach dem Sieger ist eine reizvolle geistige Beschäftigung
Der Wahrscheinlichkeitsgrad, daß ein bestimmtes Pferd beim Galopprennen Erster, Plazierter oder Letzter wird, ist, wenn schon nicht hundertprozentig vorhersehbar, so doch zumindest eingrenzbar. Und genauso ist es mit der Frage, ob es sich lohnt, auf die Richtigkeit der eigenen Prognose zu wetten. Weltweit werden beim Pferderennen Wetteinsätze von schätzungsweise 97 Milliarden Euro getätigt. Dabei geht die Mehrzahl der Wetter in den etwa 90 galoppsporttreibenden Ländern mit Kalkül ans Werk. Statt unmotiviertem Handeln wie etwa beim Ziehen eines Tombola-Loses spielen Überlegungen eine Rolle – auf der ganzen Bandbreite zwischen purem Aberglauben und ausgefeilter Berechnung. Wetten ist eine ungemein reizvolle Beschäftigung. Sicher 95 Prozent der Besucher auf der Rennbahn gehen ihr nach und weltweit ist der Galoppsport Zuschauersport Nummer eins. Dazu wetten viele Millionen Menschen auch außerhalb der Rennbahnen in Wettannahmestellen und oft per Telefon, besonders bei der Telewette.
75 Prozent Gewinnausschüttung
Was die Pferdewette so reizvoll macht? Es sind viele Punkte, zwei sind besonders wichtig: Zunächst ist da der äußerst wichtige Gesichtspunkt, daß bei der Pferdewette in Deutschland rund 75 Prozent des Umsatzes als Gewinn an die Wetter ausgeschüttet wird. Das ist fast konkurrenzlos hoch (und führt in manchen Ländern dazu, daß besonders gewiefte Wetter ihr Hobby zu ihrem Beruf machen können). Diese Ausschüttung von rund 75 Prozent ist jedenfalls weit höher als bei fast allen anderen Gewinnspielen.
Der andere wichtige Aspekt, der Pferdewetten so beliebt macht, ist ein mehr emotionaler, der jedoch für die meisten nicht weniger wichtig ist: Es ist die direkte Einbindung des Zuschauers in das Geschehen, wie es sie bei uns nur beim Pferderennen gibt. Die Wissenschaftler nennen es “interaktiv” und meinen damit, daß kaum jemand beim Galopprennen nur zusieht (wie bei anderen Sportarten), sondern daß man sich mit einer Wette beteiligt. Galopprennen sind eben zigmal so schön, wenn das Pferd Ihrer Wahl auf einmal nicht mehr bloß über die Bahn galoppiert, sondern wenn es “für Sie” läuft. Wer zur Galopprennbahn geht, findet das ganz schnell heraus: Beim Wetten fühlen Sie sich nicht einfach wie jemand, der viel Geld gewinnen will, sondern so, als ob es um Ihr eigenes Pferd ginge. Das ist sehr aufregend und es hat viel mit Selbstbestätigung zu tun gegenüber sich selbst und gegenüber den anderen. Wenn Sie einen Sieg nicht nur vorhergesagt, sondern dies auch noch mit einem Wetteinsatz dokumentiert haben, das ist schon ein Gefühl …!
In Deutschland entwickelte sich die Pferdewette ähnlich wie in England: Zunächst wetteten gute Bekannte unter sich, 1822, als es im mecklenburgischen Bad Doberan begann mit den Rennen. Später wurde die Sache organisiert, kamen Buchmacher und Wettsalons dazu, bevor 1870 zum Hamburger Derby-Meeting der noch heute gebräuchliche Totalisator eingeführt wurde. 1905 wurde das Rennwettgesetz erlassen, das 1922 vom noch heute gültigen Rennwett- und Lotteriesteuergesetz abgelöst wurde.
Der gute Zweck: Förderung der Pferdezucht
Zusammen mit dem Tierzuchtgesetz regelt dieses Rennwettsteuergesetz, worum es im Ursprung geht im heutigen Galopprennsport und beim Wetten: um die Selbstfinanzierung der Leistungsprüfungen des Vollblutpferdes. Rund 25 Prozent des Wettumsatzes kann der Veranstalter, jeweils ein gemeinnütziger eingetragener Verein, einbehalten, um davon – zusammen mit Sponsorengeldern – die Rennpreise und die Betriebskosten seiner Renntage und seiner Trainingsanlage zu bestreiten. Das Ganze dient der Erhaltung und Verbesserung der interessantesten Pferderasse der Welt, der des Vollblutpferdes – das nicht nur eine 200jährige eigene Geschichte hat, sondern als “Veredler” eine enorme Ausstrahlungswirkung auf alle Reitpferderassen hat. Ohne Vollblut wäre die heutige Sportpferdezucht nicht denkbar – und sportliche Erfolge auf internationalem Parkett schon gar nicht.
Wetten ja, aber wie?
Pferdewetten sind erheblich einfacher. Vier Standardwettarten (Sieg, Platz-, Zweier- und Dreierwette) gibt es auf allen deutschen Rennbahnen. Sich an ihnen zu beteiligen, ist für die meisten Menschen mehr als nur der Versuch, Geld zu gewinnen. Es geht auch um die Bestätigung des Rechthabens, ist ein reizvolles Spiel. Wie man es anstellt zu gewinnen, welche Methode die beste ist, das fragen sich Menschen schon seit 200 Jahren. Die für Sie richtige Methode müssen Sie sich schon selber aussuchen, aber entscheiden Sie sich für eine! Sie können einen bestimmten Reiter verfolgen oder einen Trainer, die Nachkommen bestimmter Hengste. Sie können sich auch auf Ihr Auge verlassen, die Pferde mustern. Weniger fachlich können Sie auch auf alle Füchse setzen oder nur auf die, die auch weiß gefesselte oder gestiefelte Beine haben. Sie können grundsätzlich auf Ihre Lieblingszahl vertrauen, Ihr Geburtsdatum oder Ihre Hausnummer. Sie können sich Ihre Tips auch mit Hilfe der Rennzeitungen Sport-Welt ausbaldowern unter Berücksichtigung der letzten Leistungen der Pferde, des Geläufzustandes, der wirklichen oder auch nur vermeintlichen Eignung für Rennbahn und Distanz. All das können Sie tun und noch mehr, und es wird Ihnen auch zu Erfolgserlebnissen verhelfen, über die Sie sich freuen werden. Das sollten Sie feiern und genießen, ganz nach der Devise “Wetten ist Entspannung durch Spannung”.
Daß Sie mit einer der genannten Methoden reich werden, wird nicht versprochen. Dazu kennen Sie ja vielleicht auch andere Wege. Mit Gewißheit finden Sie nachfolgend aber einige Hinweise, deren Beachtung Ihnen viel Geld sparen wird. Überwiegend geht es um Dinge, die Sie nicht machen sollten:
Zuallererst lassen Sie sich nie irritieren von Schwadroneuren, die Ihnen weismachen wollen, daß der Sieger im vorherigen Rennen auf der Hand lag, ja geradezu “nicht verlieren konnte”. Achten Sie auch nicht auf diejenigen, die Sie immer nur von gewonnenen Wetten erzählen hören. Zwischen Dichtung und Wahrheit liegen Welten. Und von verlorenen Wetten erzählt halt keiner so gerne wie von seinen Treffern. Sie aber bleiben ganz ruhig bei Ihrer Methode. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Sollte Ihnen einmal eine Zeitungsanzeige auffallen, in der für teures Geld die Anleitung zum garantierten Wetterfolg versprochen wird: Blättern Sie weiter! Erstens sind wahre Superhirne selten und zweitens würde niemand so töricht sein, seine garantierte Erfolgsmethode zu verraten. Gäbe es einen sicheren Weg, Außenseiter “auszugraben”, würde ihn jeder für sich behalten. Andernfalls wären diese Außenseiter in Windeseile keine Außenseiter mehr.
Eine steinalte, aber heute noch immer gültige Empfehlung lautet, nicht in allen Rennen mit denselben Einsätzen zu wetten, sondern schwerpunktmäßig in den Rennen, in denen man seiner Sache sicherer ist. Ganz wichtig ist auch die Warnung vor dem fortgesetzten Wetten auf den “Günstling”, den Favoriten. Natürlich gewinnt dieser zwar oft, doch sind die Quoten dabei ebensooft übertrieben niedrig. Ganz einfach deshalb, weil viele in Ermangelung einer anderen Meinung ihr Geld auch dem Pferd anvertrauen, das die anderen zum Favoriten gemacht haben. Versuchen Sie stattdessen immer zu ermitteln, ob die zu erwartende Gewinnhöhe in einem angemessenen oder Ihnen lohnend erscheinenden Verhältnis zur angenommenen Wahrscheinlichkeit seines Sieges steht!
Mit etwas Glück kann der beim Wetten erzielte Gewinn sehr, sehr ansehnlich sein – und er ist steuerfrei!!
Abgewickelt wird das Wettgeschäft heute auf allen großen Bahnen mit dem “Elektronentoto”. Das spart Zeit und Geld und gewährleistet korrekte Abwicklung. Körperlich hat man sich den Toto vorzustellen als Computeranlage mit zwei sich gegenseitig kontrollierenden Rechnern plus Notstromaggregat. Alle Wettschalter auf der Bahn sind angeschlossen und verbunden ist das Ganze mit einem externen Zentralrechner, der auch die “Vorwetten”, das sind die bei Wettannahmestellen außerhalb der Bahn getätigten Wetten, mit ins Spiel bringt. Das Grundprinzip ist, daß der Wetter seinen Schein selbst ausfüllt und an einer der Kassen abgibt. Dort wird er dann von einem Computer-Terminal gelesen und abgestempelt. Wenn Sie auf Anhieb nicht wissen, wie es mit dem Ausfüllen funktioniert, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder halten Sie Ausschau nach einer “Ansage-Kasse”, wo Ihnen das Annahmepersonal gerne behilflich ist. Oder Sie gehen zum Informationsstand – die gibt es auf allen Rennplätzen – und holen sich eine der dort bereitliegenden Anleitungsbroschüren. Sie werden sehen, es ist halb so schlimm.
Wenn Sie mit Ihrem Tip richtig gelegen haben, werden Sie keine Probleme haben, schnell an Ihren Gewinn zu kommen. Auszahlung ist an allen Kassen – wo die Wundermaschine Ihre Wettscheinquittung liest und den gewonnenen Betrag auf einer Digital-Anzeige angibt. Wenn man bedenkt, wie viele Wetten verarbeitet werden müssen, geht das Ganze geradezu unglaublich schnell.